Bildlichkeit
Auch in der jüngeren bildtheoretischen und bildwissenschaftlichen Diskussion werden vergleichsweise selten Fragen der Skulptur in den Mittelpunkt gestellt. Während das Nachdenken über das Bild im Sinne des Flächenbildes eine dichte kunsttheoretische und ästhetische Tradition besitzt, ist das Nachdenken über die Medienspezifik von Skulptur – und in der Folge über deren Bildlichkeit – in der Theoriegeschichte der Bildenden Kunst seit jeher wesentlich weniger prominent vertreten.[i]
Die Frage nach der Bildlichkeit von Skulptur, wie sie hier verfolgt werden soll, verspricht umgekehrt, der Verengung bildtheoretischer Fragen auf das Flächenbild entgegenzuwirken. Konkret steht zur Diskussion, wie die Transformation eines dreidimensionalen Dings in ein Bild beschrieben werden kann, welche Kriterien für die Analyse dreidimensionaler Bilder zu veranschlagen sind, in welcher Verhältnisbestimmung das Faktische und das Optische im dreidimensionalen Bild stehen – und welche Rückwirkungen die Untersuchung dieser Fragen für eine Bildtheorie jenseits des Flächenbildes gewinnt.
Als historische Schwerpunkte der Untersuchungen werden die modernistische Skulptur[ii], der Minimalismus[iii] sowie die Skulptur im erweiterten Feld[iv] fokussiert. Rosalind Krauss hat mit der Formel von der ‘Skulptur im erweiterten Feld‘ auf das Phänomen aufmerksam gemacht, daß sich zahlreiche Werkformen der Kunst seit den 1960/70er Jahren entweder nur noch ex negativo bzw. in binären, strukturalistischen Oppositionen auf die Skulptur bzw. das Skulpturale beziehen, oder aber das Skulpturale als Kategorie im Zuge der Entgrenzung der Künste gänzlich obsolet erscheint.[v] Ausgehend von einer genaueren Beschäftigung mit der diskursiven Logik dieser Setzungen gilt es, das bildtheoretische Potenzial einzelner Werke und Texte freizulegen.[vi] Gedacht ist insbesondere an die bildtheoretische Auseinandersetzung a) mit den Konzepten des Spezifischen Objekts sowie der Installation, b) mit der Verhältnisbestimmung von Skulptur und Fotografie/Film sowie c) mit der Geschichtsschreibung der modernen und modernistischen Skulptur in diskursanalytischer Hinsicht.[vii]